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ABENTEUER RED BULL NORDENSKIÖLDS LOPPET – 200 km Langlaufrennen im klassischen Stil durch die Wälder Nordschwedens

20160409_115100ABENTEUER RED BULL NORDENSKIÖLDS LOPPET
200 km Langlaufrennen im klassischen Stil durch die Wälder Nordschwedens (10. April 2016)

Ein Bericht von Manfred Hierschläger

In den letzten 3 Jahren hatte ich das Verlangen ein Rennen zu bestreiten, das über das normale Maß hinausgeht, aber vom Risikofaktor nicht zu anspruchsvoll ist.
Ein 24-Stunden-Lauf zu Fuß, am Rad oder auch mit Langlaufskiern kam nicht in Frage, da mir das Runden abspulen persönlich zu eintönig erscheint.

Letztes Jahr im Herbst las ich im Internet auf einer Webseite, das ein historisches Langlaufrennen der „Sami“ (Ureinwohner Skandinaviens) wieder gestartet wird. Damals kamen die Sami nach einer Grönland Expedition im Jahre 1883 auf die Idee ein Rennen zu organisieren, bei dem niemand dachte das es zu schaffen war.
Ursprünglich auf den Seen in der Region von Jokkmokk ausgetragen, fand ein Langlaufrennen mit Holzskiern, die bis zu 3 m lang und ca. 10 cm breit waren, statt. Für die 220 km brauchte der Sieger damals 21 h 22 min, das war Pavva-Lasse Nilsson Tuorda. Seither wurde das Rennen nicht mehr ausgetragen.

Nachdem ich das gelesen hatte, spukte dieses Rennen in meinem Kopf herum. Nach einer kurzen Bedenkzeit, die ein paar Tage andauerte in denen ich überlegte ob ich dazu überhaupt in der Lage bin (vor allem nach einer anstrengenden Weltcupsaison), fasste ich den Entschluss mich anzumelden.

Schlussendlich, standen mein Freund Klaus Enzenhofer aus Langzwettl, ebenfalls ein ehemaliger Langläufer, und ich am 10. April 2016 um 6 Uhr auf einem See in der Nähe von Jokkmokk, gemeinsam mit 328 Anderen. Keiner von uns wusste genau was uns erwartet. Die Strecke war für jeden unbekannt und auch wusste von uns keiner ob das zu schaffen war oder nicht.

Die Rennstrecke war mit 2 Klassisch-Spuren von einem Skidoo präpariert und führte uns 200 km über ein paar Seen und Wälder wieder zurück nach Jokkmokk.
Aufgrund des wie schon seit 20 Jahren nicht mehr dagewesenen warmen Wetters, konnte das Rennen nicht auf der Originalstrecke, die in einem Tal der Seen entlangführen sollte, ausgetragen werden.
Stattdessen wurde die Strecke in die Wälder verlegt und wies dadurch viel mehr Höhenmeter auf wie geplant und war nun 200 km lang statt der geplanten 220 km. Dies machte die Angelegenheit natürlich nicht leichter.
Die Strecke zu besichtigen war ein Ding der Unmöglichkeit, da sie erst für das Rennen richtig gespurt wurde. Und natürlich mit 200 km Länge viel zu lang wäre um sie schnell zu besichtigen.
Am Vortag, nachdem wir uns die ersten Kilometer angesehen haben, entschieden wir uns das Rennen nur mit Doppelstockschieben in Angriff zu nehmen. Was heißt wir liefen mit Klassisch Skiern, längeren Stöcken und ohne Steigwachs. Ein Spray mit Klister gefüllt sowie ein bisschen Verpflegung hatten wir im Rucksack für den Ernstfall dabei. Ebenso hatten wir noch zwei Kleidersäcke entlang der Strecke mit frischer Kleidung deponiert. Dank des guten Wetters brauchten wir das schlussendlich nicht.

Pünktlich um 6 Uhr morgens fiel der Startschuss zum längsten und härtesten Langlaufrennen. Wir starteten in der Mitte des Teilnehmerfeldes und fanden gleich eine ca. 10 Mann starke Gruppe die sich mit gutem Tempo auf dem Weg machte.
Die ersten 50 km zuerst flach auf einem See und dann über den ersten Berg hatten wir schnell hinter uns gebracht. Die Spitzengruppe mit den weltklasse Volkslangläufern hatte sich zu diesem Zeitpunkt natürlich schon lange abgesetzt. Entlang der Strecke, immer zwischen ca. 10 und 20 km befand sich eine Verpflegungsstation. Es gab Wasser, Isogetränke, Bananen, Riegel und Orangen.
Im Lauf nahmen wir einen oder zwei Becher auf. Um den Anschluß nicht zu verlieren, steckten wir uns die Riegel in den Rennanzug um sie später während den Laufen oder auf Abfahrten zu essen.
Wir waren noch nicht einmal bei der Wende (80 km) angekommen, kam uns die Spitzengruppen schon wieder entgegen.
Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir uns das Rennen gemeinsam zu Ende zu Laufen. Anfangs hatten wir abgesprochen, dass wenn einer Schneller laufen könne er den anderen zurücklassen kann.
Während des Rennes haben wir aber gesehen das es im Kopf leichter war, wenn wir ab und an ein paar Worte reden konnten.
Bei einer für mich magischen Marke von 99 km, machten wir bei einer Labestation eine „längere Pause“ von 5 min. Wir wachsten die Gleitflächen unserer Skier nach und aßen und tranken ein bisschen mehr als zuvor. Dann ging es wieder weiter.
Bei Kilometer 110 km hatte ich meinen ersten ernstzunehmenden Einbruch. Jetzt war es gut, das wir zu Zweit unterwegs waren und uns gegenseitig motivieren konnten. Nach 10 km ging es mir zum Glück wieder besser und wir nahmen wieder mehr Tempo auf.

Dies war genau die Zeit wo es richtig „heiß“ war und wir bei 6 Grad Plus in der Sonne liefen. Die Schneebedingungen aufgrund des schmelzenden Schnees waren langsam und die Stockspur wurde immer weicher.
Jetzt hieß es sich wieder neu zu motivieren und den zweiten Berg in Angriff zu nehmen. Nach 8 h war auch der zweite Berg hinter uns und es ging auf dem See wo wir gestartet waren wieder Richtung Start.
Dort labten wir uns wieder im vorbei gehen mit einer Suppe zum trinken. Zu diesem Zeitpunkt kämpften wir mit dem schmelzenden Eis am See, wo wir immer wieder mit den Stöcken bis zu 20 cm einsanken. Bei Kilometer 160 frischte endlich der Wind nach und nach auf und der Schnee bekam wieder mehr Festigkeit, sodass es wieder schneller vorwärts ging.

Die Seepassage fast hinter uns, passierte Klaus das zum Glück erste und einzige „Unglück“. Er sank mit einem Stock unter das Eis und riss sich das Teller vom Langlaufstock ab. Nachdem wir kurz auf der Suche nach dem Teller waren und es nicht gefunden haben, beschlossen wir weiterzulaufen.

Die nächsten 10 km waren ohne Leute die uns anfeuerten oder einer Labestation wo wir den Stock wechseln konnten. Das war nochmal ein harter Kampf für Klaus. Nach 190 km mit einem Stock Doppelstock zu schieben ist sozusagen die „Hölle“. Schlussendlich trafen wir 10 km vor dem Ziel einen alten Mann neben der Spur der zufällig die gleiche Stocklänge hatte wie Klaus. Der alte Mann freute sich uns behilflich sein zu können. Nach einer kurzen Erklärung wie man in die Schlaufe hinein kommt ging es auf die letzten 10 km. Zu diesem Zeitpunkt waren wir im Kopf sprichwörtlich ziemlich „Tütt“.

Auf den letzten 10 km führte uns die Strecke über ein paar Schleifen, wo wir die Wettkämpfer die vor uns und hinter uns waren immer wieder vorbeilaufen sahen. Wir konnten uns nochmal richtig motivieren und liefen ein letztes Mal so schnell wir konnten.
Unter dem Applaus der vielen Zuschauer kamen wir schlussendlich nach 12 h 9 min auf Platz 122 und 123 stolz, völlig fertig aber überglücklich ins Ziel. Um zu realisieren was wir eigentlich gerade geleistet und geschafft haben war es zu diesem Zeitpunkt noch viel zu früh. Wir freuten uns, es in einer Zeit geschafft zu haben die wir geglaubt haben nicht erreichen zu können. Wir haben mit einer Laufzeit von mind. 14 h gerechnet.

Nachdem wir den geborgten Stock zurückgebracht hatten wechselten wir unsere Kleidung und unterhielten uns mit den anderen Rennläufern über das Rennen. Alle waren froh es geschafft zu haben und die meisten „grinsten“ müde durch die Gegend.

Nach ein paar analysierenden Gesprächen, fielen wir spät abends in unser Bett, in einer Holzhütte am Campingplatz, wo wir tagsüber Tage hausten. „Ein Bett fühlte sich nie besser an“. Alles in allem war es eine tolle Erfahrung und ein hartes aber schönes Abenteuer. Ich bin froh, dass ich es gewagt habe.

Mehr Informationen auf http://www.redbullnordenskioldsloppet.se/en/

 

Geschrieben am 16.04.2016 um 22:51 von Sportlicher Leiter

1 Kommentar zu “ABENTEUER RED BULL NORDENSKIÖLDS LOPPET – 200 km Langlaufrennen im klassischen Stil durch die Wälder Nordschwedens”:

  1. Anton Hierschläger, am 17.04.2016 um 13:48:

    Einfach „Irre“ die zwei. Eine derartige Leistung zu vollbringen ist einfach toll. Da kann man nur staunen und Gratulieren!!!

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