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„Bin für die tägliche Sportstunde“

OÖ Nachrichten vom 07.08.2010:

Vor sechs Jahren hat Heike Drechsler (45) ihre Weitsprung-Karriere beendet. Seither kümmert sich die erfolgreiche deutsche Sportlerin um Gesundheitsvorsorge und hat auch ein Buch geschrieben: „Fit mit Kids“.



Heike Drechsler (45) macht drei Mal pro Woche Sport. Bild: neblung sportsnetwork




OÖN: Woher kommt Ihre Motivation, ein Buch zum Thema Sport und Gesundheit für die ganze Familie zu schreiben?

Drechsler: Ich bin bei meiner Arbeit viel in Schulen unterwegs, und da bemerke ich in den vergangenen fünf Jahren, dass die Kinder vermehrt Probleme mit der Koordination und der Motorik haben. Das hat mich erschreckt. Manche können nicht einmal auf einem Bein stehen oder richtig rückwärts laufen. In Zusammenarbeit mit dem Verlag ist dann die Idee für das Buch entstanden. Ich habe Ideen und Spiele aus meiner Kindheit gesammelt und eingebracht.

OÖN: Wie motiviert man also Kinder, sich zu bewegen? Oder müsste man vielmehr die Eltern motivieren?

Drechsler: Eher das. Der natürliche Bewegungsdrang bei Kindern ist da. Kinder wollen sich bewegen und fühlen sich wohl dabei. Man muss nur versuchen, die Begeisterung für die Bewegung zu erhalten. Eltern sind das wichtigste Vorbild. Wenn sie etwa immer nur vor dem Fernseher sitzen und die Kinder hinaus schicken zum Spielen, werden die sich irgendwann denken, dass Fernsehen vielleicht besser und interessanter ist. Das Buch kann so etwas wie eine Anleitung für die Eltern sein, allerdings haben wir „Fit mit Kids“ für die ganze Familie geschrieben.

OÖN: Ihren eigenen Sohn, Tony, mussten Sie wohl nicht erst für den Sport begeistern?

Drechsler: Er ist jetzt 20 und war immer mit beim Training oder in den Stadien. Er kennt das gar nicht anders, als dass man sich bewegt. Und er hat jetzt auch seine Sportart gefunden: Snowboarden.

OÖN: Was Kindern also heute fehlt, sind motivierte Eltern?

Drechsler: Ja, unter anderem. Die Eltern sind wie gesagt die wichtigsten Vorbilder für die Kinder. Die Schule kann hier nicht alles kompensieren. Dennoch sollte die Bedeutung der Bewegung in den Schulen verstärkt werden. Ich bin auch für die tägliche Sportstunde, weil es den Kindern sehr viel bringen würde.

OÖN: Seit wann haben Sie diesen extremen Bewegungsdrang?

Drechsler: Seitdem ich auf zwei Beinen stehe. Meine Mutti war, glaube ich, ganz froh, als sie mich im Verein anmelden konnte, der meinen Bewegungsdrang in die richtige Richtung lenkte. Wir waren als Kinder auch immer draußen und hatten nicht ganz ungefährliche Abenteuerspielplätze. Direkt gegenüber unserer Schule war eine Abrissbude, da sind wir herumgeklettert. Ich war mit meinen Großeltern auch viel im Wald unterwegs.

OÖN: Würden Sie Leistungssport jedem Kind empfehlen?

Drechsler: Wenn das Kind Lust und Interesse hat und die Chance sieht, das zu machen – warum nicht? Es war für mich eine schöne Erfahrung und hat mir sehr viel gebracht für meine Persönlichkeit. Aber es muss nicht jeder Leistungssportler sein. Das Wichtigste ist der Spaß an der Bewegung.

OÖN: Ist Ihr Bewegungsdrang immer noch so stark?

Drechsler: Ja. Für mich ist es ganz grausam, wenn zum Beispiel Leichtathletikveranstaltungen im Fernsehen sind, wie gerade die EM. Da baut sich bei mir so eine Energie auf, und ich muss sofort hinausgehen und mich sportlich betätigen. Natürlich muss ich die Bewegung heute mehr organisieren, weil ich weniger Zeit habe. Ich versuche, drei Mal pro Woche Sport zu machen. Wenn es heiß ist, schwimme ich, ich laufe auch gerne durch den Wald, gehe ab und zu ins Fitnessstudio, im Winter Skifahren. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich etwas für mich tue.

OÖN: Wie schaut’s mit Weitspringen aus?

Drechsler: Damit habe ich 2004 aufgehört. Ich wurde aber bei einer Veranstaltung gefragt, ob ich schon das Sportabzeichen gemacht habe. Habe ich nicht. Also werde ich jetzt drauf trainieren und mich wieder mit meiner Disziplin auseinandersetzen.

OÖN: Wie weit, denken Sie, können Sie noch springen?

Drechsler: Die Weiten von früher sind nicht mehr möglich. Fürs Sportabzeichen kommt zwar sicher der Ehrgeiz wieder hoch, also vielleicht kann ich noch einmal fünf Meter springen.

Geschrieben am 07.08.2010 um 13:45 von Claus Neubauer

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